Zylinderrollen­lager

Beschreibung

Einreihige Zylinderrollenlager eignen sich sehr gut zur Übertragung hoher Radialkräfte. Je nach Ausführung bzw. nach Anordnung der Borde können Zylinderrollenlager geringe Axialkräfte in eine oder beide Richtungen aufnehmen. Einreihige Zylinderrollenlager sind zerlegbare Lager und erleichtern somit die Montage als auch die Demontage insbesondere auch im Servicefall.

Abmessungen/Normen

Bei einreihigen Zylinderrollenlagern sind die Hauptabmessungen nach ISO 15 (Radiallager – Maßplan), DIN 616 (Wälzlager – Maßpläne) bzw. DIN 5412-1 (Wälzlager – Zylinderrollenlager – einreihig) genormt.

Die Abmessungen der Winkelringe (HJ) sind nach DIN 5412-1 und ISO 246 (Zylinderrollenlager – Winkelringe) genormt.

Toleranzen

Standardmäßig werden einreihige Zylinderrollenlager bei SLF in Normaltoleranz (PN) entsprechend DIN 620-2 (Wälzlagertoleranzen – Toleranzen für Radiallager) und ISO 492 (Radiallager – Maße und Toleranzen) gefertigt. Auf Anfrage sind auch Lager in den Toleranzen P6, P5 und P4 lieferbar.

Lager­ausführungen

Bei SLF werden die Zylinderrollenlager jeweils in den Ausführungsarten NU.., NJ.., NUP.. und N.. gefertigt. Die Zylinderrollenlager und Lagerkomponenten wie Winkelringe (HJ) sind auch in den Sonderausführungen RNU, NUB, NJP, NU+HJ, NJ+HJ sowie als einzelne Innenringe (L..) mit ggf. zugehörigen Bordscheiben LNJ, LNU, LNJP und LNUP lieferbar.

SLF Fraureuth - Bauformen Einreihige Zylinderrollenlager

Die Bauform NU besteht aus einem Außenring mit zwei Borden und einem bordlosen Innenring. Lager der Ausführung NU können keine axialen Kräfte aufnehmen, ermöglichen aber einen Längenausgleich innerhalb des Lagers und stellen somit ein Loslager dar. Die Lager sind zerlegbar. Bei einem Einsatz als Stützlager sind diese Lager mit dem Winkelring HJ kombinierbar.

Die Bauform N besteht aus einem Innenring mit zwei Borden und einem bordlosen Außenring. Lager der Ausführung N können keine axialen Kräfte aufnehmen, ermöglichen aber einen Längenausgleich innerhalb des Lagers und stellen somit ein Loslager dar. Die Lager sind zerlegbar.

Die Bauform NJ besteht aus einem Außenring mit zwei Borden und einem Innenring mit einem Bord, wodurch das Lager in eine Richtung axiale Kräfte aufnehmen kann. Stützlager NJ lassen sich zusammen mit einem Winkelring HJ zu einem Festlager kombinieren.

Die Bauform NUP besteht aus einem Außenring mit zwei Borden, einem Innenring mit einem festen Bord und einer Bordscheibe. Die Lager werden als Festlager zur Aufnahme von wechselseitig wirkenden Axialkräften verwendet.

Einreihige Zylinderrollenlager werden in den Baureihen 10, 2..E, 22..E, 3..E, 23..E und 4 gefertigt.

Zur Vermeidung von Stromdurchgangsschäden fertigt SLF auch stromisolierende Zylinderrollenlager (Nachsetzeichen J20A, J20A1, J20B), welche bis 1000 Volt stromisolierend wirken.

SLF Zylinderrollenlager werden auf Anfrage auch in der „LONGLIFE“- Version geliefert. Lager in dieser Ausführung besitzen eine höhere Ermüdungsgrenzbelastung gegenüber dem Standardlager. Lager und Verpackung sind mit „LONGLIFE“ gekennzeichnet.

Lager­luft

SLF-Zylinderrollenlager werden standardmäßig in der Lagerluftklasse CN nach DIN 620-4 (Wälzlagertoleranzen – Radiale Lagerluft) und ISO 5753-1 (Wälzlager – Lagerluft – Radiale Lagerluft) geliefert. Ausführungen in anderen Lagerluftklassen oder Sonderlagerluft können auf Anfrage geliefert werden.

Die Komponenten eines von SLF nach DIN 5412 gefertigten Lagertyps mit gleicher Lagerluft sind untereinander austauschbar. Lager mit angeschriebener Radialluft sind grundsätzlich nicht austauschbar.

Lagerlufttabelle für Zylinderrollenlager:

Käfig

In der Standardausführung haben SLF Zylinderrollenlager einen Käfig aus glasfaserverstärktem Polyamid 66 (Nachsetzzeichen TVP2). Die Lager mit diesem Käfig eignen sich für dauerhaft erhöhte Temperaturen bis 120 ° C. Bei Ölschmierungen können im Öl enthaltene Additive zu einer Beeinträchtigung der Käfiggebrauchsdauer führen. Alternativ werden die Lager mit stegvernietetem Messingkäfig (M1, M1A) angeboten. Blechkäfige (J) sind auf Anfrage lieferbar.

Einsatztemperatur

Einreihige Zylinderrollenlager von SLF bis Außendurchmesser 120 mm sind standardmäßig mit S0 maßstabilisiert, d.h. so wärmebehandelt, dass sie bis zu einer Betriebstemperatur von 150 °C einsetzbar sind. Ab einem Außendurchmesser von 120 mm sind die Zylinderrollenlager standardmäßig mit S1 maßstabilisiert, d.h. so wärmebehandelt, dass sie bis zu einer Betriebstemperatur von 200 °C einsetzbar sind. Die max. Betriebstemperatur wird in der Regel allerdings nicht durch die Maßstabilität der Lagerringe und Rollen limitiert, oftmals sind Käfig oder Schmierstoff die begrenzende Komponente. Die notwendigen Informationen dazu finden sich in den jeweiligen Abschnitten. Bei Unsicherheiten oder spezifischen Fragen zu Temperaturgrenzen unserer Lager steht Ihnen das Team von SLF gerne zur Verfügung.

Befettung & Dichtung

Einreihige Zylinderrollenlager werden ohne Dichtungen gefertigt, somit muss die Abdichtung der Lagerstelle an den Umbauteilen erfolgen. Die Abdichtung muss gewährleisten, dass keine Feuchtigkeit und Verunreinigungen in das Lager gelangen und kein Schmierstoff aus dem Lager austritt.
Einreihige Zylinderrollenlager werden unbefettet geliefert, müssen aber mit Öl oder Fett geschmiert werden. Der Schmierstoff ist entsprechend dem Anwendungsfall auszuwählen.

Dimensionierung

Dynamische äquivalente Belastung

für Loslager gilt:

\(\)$$P = F_r$$

Bei Stütz- und Festlagern kann zusätzlich zur Radialkraft Fr eine Axialkraft Fa wirken. Es muss das Belastungsverhältnis beachtet werden.

\(\)
$$P = F_r$$ für $$\frac{F_a}{F_r} \leq{e}$$
$$P = 0,92 * F_r + Y * F_a$$ für $$\frac{F_a}{F_r} > e$$
P dynamische äquivalente Belastung [kN]
Fr radiale dynamische Belastung [kN]
Fa axiale dynamische Belastung [kN]
e, Y Faktoren [-]

Faktoren e und Y für einreihige Zylinderrollenlager

Baureihe Berechnungsfaktoren
e Y
NJ2, NUP2, NJ3, NUP3, NJ40,20,6
NJ22, NUP22, NJ23, NUP230,30,4

Statische äquivalente Belastung

\(\)$$P_0 = F_{0r}$$
P0 statische äquivalente Belastung [kN]
F0r größte radiale statische Belastung [kN]

Statische Tragsicherheit

Für statisch beanspruchte Zylinderrollenlager ist neben der nominellen Lebensdauer L (L10h) immer die statische Tragsicherheit S0 zu überprüfen.

\(\)$$S_{0} = \frac{C_0}{P_0}$$
S0 statische Tragsicherheit [-]
C0 statische Tragzahl [kN]
P0 statische äquivalente Belastung [kN]

Mindestbelastung

Um Schlupf zwischen den Kontaktpartnern zu vermeiden, müssen die Zylinderrollenlager ausreichend hoch belastet werden. Erfahrungsgemäß ist dazu eine radiale Mindestbelastung in der Größenordnung  von

\(\)$$P > \frac{C_0}{60}$$

notwendig.

Die Radiallast durch das Gewicht der gelagerten Teile und der äußeren Kräfte ist in den meisten Fällen schon höher als die erforderliche Mindestbelastung. Sollte dieser Wert unterschritten werden, ist Rücksprache mit einem Anwendungstechniker von SLF zu nehmen.